Ununpentium gehört zu den chemischen Elementen, um die sich ein enges Netz von Behauptungen und Spekulationen weben. Als Element 115 bekannt geht das Transuran in Theorien zu futuristischer Energiegewinnung, Anti-Gravitationsantrieben und extraterrestischen Lebensformen ein, die wissenschaftliche Erkenntnisse weit übersteigen. Doch was ist stichhaltig und was aus der Luft gegriffen an Ununpentium?
Was ist Element 115?
Zuerst einmal existiert Ununpentium aus wissenschaftlicher Perspektive. Es ist nicht frei erfunden, sondern seit dem 2. Februar 2004 vom Joint Institute for Nuclear Research in Dubna, Russland, nachgewiesen. Das Element trägt die Ordnungszahl 115 und ist bei den Transuranen eingeordnet. Es handelt sich um ein superschweres Element und kommt als Transuran nicht in irgendeiner natürlichen Form zustande. Laborbedingungen mit hochkomplexer Gerätschaft waren 2004 erforderlich, um 4 Atome Ununpentium zu erzeugen, die 90 Millisekunden bestanden, bis sie radioaktiv zerfielen. Bis zum heutigen Tag existierte kein Ununpentium-Atom länger als 200 Millisekunden. Obwohl es sich nach wenig anhört, ist die Halbwertzeit für Transurane erstaunlich hoch. Das Element bewegt sich näher an der Insel der Stabilität, welche Naturwissenschaftler bei nuklearen Isotope zu erreichen suchen, als andere Kanditaten. Element 115 hat eine starke Ähnlichkeit mit Bismuth, welchem die höchste Atommasse in stabiler Form zufällt.
Warum werden Element 115 besondere Eigenschaften zugeschrieben?
Wie und woraus sich die Verschwörungstheorien um Ununpentium entwickelt haben, ist nicht ganz einfach nachzuvollziehen. Aus wissenschaftlicher Perspektive ist die Insel der Stabilität ein wichtiges Stichwort und vermutlich der größte Auslöser. Unter der Insel der Stabilität wird in der Kernphysik die Kombination von Neutronen- und Protonenzahlen in einem Atomkern bezeichnet, die ein besonders stabiles Element auszeichnen. Hier ist von den Magischen Zahlen die Rede. Im Bereich der Transurane, die sofortigem radioaktiven Zerfall ausgesetzt sind, suchen Wissenschaftler nach dieser Insel der Stabilität. Die Ähnlichkeit mit dem Element Bismuth ist der starke Indikator, welcher über Element 115 Vermutungen aufkommen lässt. Da Bismuth das atomar schwerste Element mit stabilen Eigenschaften ist und Ununpentium ihm derart ähnelt, ist gelegentlich von Eka-Bismuth die Rede ist. Diese Eigenschaften legen die Vermutung nahe, dass Wissenschaftler bei diesem Element den magischen Zahlen und der Insel der Stabilität sehr nahe kommen, die für nukleare Isotope sonst schwer zu erreichen ist. Die Konsequenz wären stabile Elemente, die sonst in unserem natürlichen Lebensraum nicht existieren oder existieren können.
Bob Lazar und Verschwörungstheorien
Wie die Geschichte um Element 115 weitergeht, ist ein kleiner Sprung weg von den rein wissenschaftlichen Grundlagen. In den frühen 80ern trat ein Mann namens Bob Lazar ans Licht der Öffentlichkeit, der bis heute als Kern von Area-51-Verschwörungstheorien gilt. Nach eigenen Angaben arbeitete er unter Dr. Edward Teller von 1988 bis 1989 in Area 51 mit außerirdischer Technologie. Im Geheimlabor S-4 (Sektor 4) in Nevada erforschte er die Anti-Gravitationsantriebe von UFOs. Laut seiner Aussage sind diese Antriebe mit Element 115 betrieben und in S-4 lagern über 250 Kilogramm des Materials. Bob Lazar ist ein schwieriger Fall. Zu seinen selbsterklärten Universitätsabschlüssen gehören ein Master in Physik und Elektronik vom MIT und dem California Institute of Technology. Beide Abschlüsse und sämtliche anderen Qualifikationen und Arbeitgeber lassen sich nicht zurückverfolgen. Während gängig von einem großen Schwindel ausgegangen wird, ist nicht ausgeschlossen, dass Bob Lazar gezielt und absichtlich diskreditiert wurde. Falls groß angelegte Geheimhaltungsaktionen existieren, dann ist Bob Lazar ein guter Kandidat, dem die Glaubwürdigkeit genommen werden sollte.
Die Wissenschaft und die Wahrheit
Es ist nicht zu bestreiten, dass es sich bei Ununpentium um ein überaus einzigartiges, chemisches Element handelt. Seine besonderen Eigenschaften unter den Transuranen führen selbst unter Wissenschaftlern zu Spekulationen über sein Potenzial. Die Schlussfolgerung, das aus Element 115 einen Anti-Gravitationsantrieb konstruierbar ist, liegt allerdings nicht im unmittelbaren Rahmen. Der Gedanke geht auf das Element Bismuth zurück. Es hat einzigartige relativistische Effekte, die zur Stabilität von chemischen Eigenschaften schwerer Elemente führen. Falls diese Eigenschaften auch für Element 115 gelten, dann befindet es sich näher an einem stabilen, nuklearen Isotop als jede Alternative. Wie sich diese relativistischen Eigenschaften auf die Gesetze der Schwerkraft ausweiten lassen, um Anti-Gravitation zu erzeugen, ist allerdings schwer zu schlussfolgern. Andererseits basieren bisherige Annahmen auf 4 Atomen, die keine 90 Millisekunden existierten. Die von Bob Lazar für die Forschungsanlage S-4 in Area 51 zugeschriebenen 250 Kilogramm sind im Verhältnis vollkommen unvorstellbar. Dasselbe gilt für die Konsequenzen im Bezug auf das Potenzial und die Wirkung von Element 115.